Montag, 5. Dezember 2011

819

819 Zudem sind außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche
„vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden“ (LG 8):
„das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und
Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente“
(UR 3) (2). Der Geist Christi bedient sich dieser Kirchen und kirchlichen
Gemeinschaften als Mittel zum Heil. Ihre Kraft kommt aus der Gnaden- und
Wahrheitsfülle, die Christus der katholischen Kirche anvertraut hat. Alle diese
Güter stammen von Christus, führen zu ihm (3) und drängen von selbst „auf
die katholische Einheit hin“ (LG 8).


819 (2) Vgl. LG (Lumen gentium) 15
Mit jenen, die durch die Taufe der Ehre des Christennamens teilhaft sind, den
vollen Glauben aber nicht bekennen oder die Einheit der Gemeinschaft unter dem
Nachfolger Petri nicht wahren, weiß sich die Kirche aus mehrfachem Grunde
verbunden. Viele nämlich halten die Schrift als Glaubens- und Lebensnorm in
Ehren, zeigen einen aufrichtigen religiösen Eifer, glauben in Liebe an Gott, den
allmächtigen Vater, und an Christus, den Sohn Gottes und Erlöser, empfangen das
Zeichen der Taufe, wodurch sie mit Christus verbunden werden; ja sie anerkennen
und empfangen auch andere Sakramente in ihren eigenen Kirchen oder kirchlichen
Gemeinschaften. Mehrere unter ihnen besitzen auch einen Episkopat, feiern die
heilige Eucharistie und pflegen die Verehrung der jungfräulichen Gottesmutter.
Dazu kommt die Gemeinschaft im Gebet und in anderen geistlichen Gütern; ja sogar
eine wahre Verbindung im Heiligen Geiste, der in Gaben und Gnaden auch in ihnen
mit seiner heiligenden Kraft wirksam ist und manche von ihnen bis zur Vergießung
des Blutes gestärkt hat.
So erweckt der Geist in allen Jüngern Christi Sehnsucht und Tat, daß alle in der
von Christus angeordneten Weise in der einen Herde unter dem einen Hirten in
Frieden geeint werden mögen.
Um dies zu erlangen, betet, hofft und wirkt die Mutter Kirche unaufhörlich,
ermahnt sie ihre Söhne zur Läuterung und Erneuerung, damit das Zeichen Christi
auf dem Antlitz der Kirche klarer erstrahle.

819 (3) Vgl. UR (Unitatis redintegratio) 3
In dieser einen und einzigen Kirche Gottes sind schon von den ersten Zeiten an
Spaltungen entstanden, die der Apostel aufs schwerste tadelt und verurteilt; in den
späteren Jahrhunderten aber sind ausgedehntere Verfeindungen entstanden, und es
kam zur Trennung recht großer Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der
katholischen Kirche, oft nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten. Den
Menschen jedoch, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind und in ihnen
den Glauben an Christus erlangen, darf die Schuld der Trennung nicht zur Last
gelegt werden - die katholische Kirche betrachtet sie als Brüder, in Verehrung und
Liebe. Denn wer an Christus glaubt und in der rechten Weise die Taufe empfangen
hat, steht dadurch in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft
mit der katholischen Kirche. Da es zwischen ihnen und der katholischen Kirche
sowohl in der Lehre und bisweilen auch in der Disziplin wie auch bezüglich der
Struktur der Kirche Diskrepanzen verschiedener Art gibt, so stehen sicherlich nicht
wenige Hindernisse der vollen kirchlichen Gemeinschaft entgegen, bisweilen recht
schwerwiegende, um deren Überwindung die ökumenische Bewegung bemüht ist.
Nichtsdestoweniger sind sie durch den Glauben in der Taufe gerechtfertigt und
Christus eingegliedert, darum gebührt ihnen der Ehrenname des Christen, und mit
Recht werden sie von den Söhnen der katholischen Kirche als Brüder im Herrn
anerkannt. Hinzu kommt, daß einige, ja sogar viele und bedeutende Elemente oder Güter,
aus denen insgesamt die Kirche erbaut wird und ihr Leben gewinnt, auch außerhalb
der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche existieren können: das geschriebene
Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere
Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente: all dieses, das von Christus
ausgeht und zu ihm hinführt, gehört rechtens zu der einzigen Kirche Christi.
Auch zahlreiche liturgische Handlungen der christlichen Religion werden bei
den von uns getrennten Brüdern vollzogen, die auf verschiedene Weise je nach der
verschiedenen Verfaßtheit einer jeden Kirche und Gemeinschaft ohne Zweifel
tatsächlich das Leben der Gnade zeugen können und als geeignete Mittel für den
Zutritt zur Gemeinschaft des Heiles angesehen werden müssen.
Ebenso sind diese getrennten Kirchen und Gemeinschaften trotz der Mängel, die
ihnen nach unserem Glauben anhaften, nicht ohne Bedeutung und Gewicht im
Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi hat sich gewürdigt, sie als Mittel des
Heiles zu gebrauchen, deren Wirksamkeit sich von der der katholischen Kirche
anvertrauten Fülle der Gnade und Wahrheit herleitet.
Dennoch erfreuen sich die von uns getrennten Brüder, sowohl als einzelne wie
auch als Gemeinschaften und Kirchen betrachtet, nicht jener Einheit, die Jesus
Christus all denen schenken wollte, die er zu einem Leibe und zur Neuheit des
Lebens wiedergeboren und lebendig gemacht hat, jener Einheit, die die Heilige
Schrift und die verehrungswürdige Tradition der Kirche bekennt. Denn nur durch
die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann
man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem
Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle
Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu
konstituieren, welchem alle völlig eingegliedert werden müssen, die schon auf
irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören. Dieses Volk Gottes bleibt zwar
während seiner irdischen Pilgerschaft in seinen Gliedern der Sünde ausgesetzt, aber
es wächst in Christus und wird von Gott nach seinem geheimnisvollen Ratschluß
sanft geleitet, bis es zur ganzen Fülle der ewigen Herrlichkeit im himmlischen
Jerusalem freudig gelangt.

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