299 Weil Gott mit Weisheit erschafft, ist die Schöpfung geordnet: „Du aber
hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“ (Weish 11,20). Im ewigen
Wort und durch das ewige Wort, „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“
(Kol 1,15), ist die Schöpfung erschaffen. Für den Menschen, der nach Gottes
Bild ist (1), ist sie bestimmt; an ihn, der zu einer persönlichen Beziehung zu Gott
berufen ist, richtet sie sich. Was uns Gott durch seine Schöpfung sagt (2), kann
unser Verstand, der am Licht des göttlichen Verstandes teilhat, vernehmen,
allerdings nicht ohne große Mühe und nur in einer demütigen, ehrfürchtigen
Haltung gegenüber dem Schöpfer und seinem Werk (3). Weil die Schöpfung
aus der göttlichen Güte hervorgegangen ist, hat sie an dieser Güte teil (4). Die
Schöpfung ist von Gott gewollt als ein Geschenk an den Menschen, als ein
Erbe, das für ihn bestimmt und ihm anvertraut ist. Die Kirche mußte wiederholt
dafür einstehen, daß die Schöpfung, einschließlich der materiellen Welt,
gut ist (5).
299 (1) Vgl. Gen 1, 26 Dann sprach Gott: Laßt uns Menschen machen als unser
Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel
des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem
Land.
299 (2) Vgl. Ps 19, 2–5 Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner
Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der
andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme. Doch ihre
Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. Dort
hat er der Sonne ein Zelt gebaut.
299 (3) Vgl. Ijob 42, 3 Wer ist es, der ohne Einsicht den Rat verdunkelt? So habe ich
denn im Unverstand geredet über Dinge, die zu wunderbar für mich und
unbegreiflich sind.
299 (4) „Gott sah, daß es gut war …, sehr gut“: Gen 1, 4. 10. 12. 18. 21. 31
Gen 1, 4 Gott sah, daß das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis,
Gen 1, 10 Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte
er Meer. Gott sah, daß es gut war.
Gen 1, 12 Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die
Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin.
Gott sah, daß es gut war.
Gen 1, 18 (1, 17 Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die
Erde hin leuchten), 1, 18 über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis
scheiden. Gott sah, daß es gut war.
Gen 1, 21 Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von
denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, daß es
gut war.
Gen 1, 31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde
Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.
299 (5) Vgl. Leo d. Große, Epistula „Quam laudabiliter“: DS 286; Konzil v. Braga,
„Anathematismi praesertim contra Priscilianistas“, 5–13: DS 455–463; 4. Konzil
im Lateran, Kap.2, „De fide catholica“: DS 800; Konzil v. Florenz, „Decretum
pro Jacobitis“: DS 1333; 1. Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. „Dei Filius“, K.
1: DS 3002
Leo d. Große, Brief „Quam laudabiliter“ an Bischof Turribius von Astorga,
21. Juli 447, DS 286
Der Brief antwortet auf ein verlorengegangenes Schreiben des Bischofs
Tur[r]ibius von Astorga (Spanien).
DS 286:
Die Natur des Teufels
(Kap. 6) Die sechste Bemerkung bezieht sich auf ihre Aussage, der Teufel sei
niemals gut gewesen und seine Natur sei kein Werk Gottes, sondern er sei aus dem
Chaos und der Finsternis aufgetaucht; denn er habe ja keinen Urheber seiner selbst,
sondern sei selbst Ursprung und Substanz jeden Übels; dagegen bekennt der wahre
Glaube ..., daß die Substanz aller geistigen und leiblichen Geschöpfe gut ist und daß
es keine Natur des Bösen gibt; denn Gott, der der Schöpfer von allem ist, hat nichts
gemacht, was nicht gut ist. Daher wäre auch der Teufel gut, wenn er in dem, als was
er gemacht wurde, verbliebe.
Aber weil er seine natürliche Vortrefflichkeit schlecht gebrauchte „und nicht in
der Wahrheit stand“ [Joh 8,44], ist er nicht in eine entgegengesetzte Substanz übergegangen,
sondern ist vom höchsten Gut, dem er hätte an hangen sollen, abgefallen,
so wie auch die, welche solches behaupten, selbst vom Wahren in Falsches stürzen
und darin, worin sie sich absichtlich vergehen, der Natur die Schuld geben, und
angesichts ihrer willentlichen Verkehrtheit verurteilt werden. Das Übel wird allerdings
in ihnen selbst sein, und das Übel selbst wird nicht die Substanz sein, sondern
Strafe für die Substanz.
1. Konzil von Braga (Portugal), (Johannes III.: 17. Juli 561-13. Juli 574),
begonnen am 1. Mai 561: „Anathematismi praesertim contra Priscilianistas“
(Anathematismen gegen die Priscillianisten u. a.), 5–13: DS 455–463
Sie wird irrtümlicherweise auch als 2. Synode von Braga gezählt. Nach
Übernahme des Bekenntnisses und der Kanones der 1. Synode von Toledo (DS 188-
208) fügte sie die folgenden Kapitel an.
DS 455:
Die Dreifaltigkeit und Christus
5. Wer glaubt, die menschlichen Seelen oder die Engel seien aus der Substanz Gottes
entstanden, wie Manichäus und Priscillian sagten, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 456:
6. Wer sagt, die menschlichen Seelen hätten früher in der himmlischen Wohnung
gesündigt und seien dafür in menschliche Leiber auf die Erde herabgestürzt worden,
wie Priscillian sagte, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 457:
7. Wer sagt, der Teufel sei nicht früher ein von Gott geschaffener guter Engel
gewesen und seine Natur sei kein Werk Gottes gewesen, sondern sagt, er sei aus
dem Chaos und der Finsternis aufgetaucht und habe keinen Urheber seiner selbst,
sondern sei selbst das Prinzip und die Substanz des Bösen, wie Manichäus und
Priscillian sagten, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 458:
8. Wer glaubt, daß der Teufel einige Geschöpfe in der Welt gemacht hat und daß der
Teufel selbst aus eigener Macht Donner, Blitz, Unwetter und Dürre macht, wie
Priscillian sagte, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 459:
9. Wer glaubt, die menschlichen Seelen und Leiber seien Schicksalssternen unterworfen,
wie die Heiden und Priscillian sagten, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 460:
10. Wer glaubt, daß die zwölf Sternzeichen, welche die Astrologen zu beobachten
pflegen, in bezug auf die einzelnen Glieder der Seele bzw. des Leibes angeordnet
sind, und sagt, sie seien den Namen der Patriarchen zugeteilt, wie Priscillian sagte,
der sei mit dem Anathema belegt.
DS 461:
11. Wer die menschlichen Ehen verurteilt und die Zeugung von Kindern verabscheut,
wie Manichäus und Priscillian sagten, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 462:
12. Wer sagt, die Bildung des menschlichen Leibes sei ein Machwerk des Teufels,
und sagt, die Empfängnis im Schoße der Mütter käme durch das Werk von
Dämonen zustande, und deswegen auch nicht an die Auferstehung des Fleisches
glaubt, wie Manichäus und Priscillian sagten, der sei mit dem Anathema belegt.
DS 463:
13. Wer sagt, die Schöpfung des gesamten Fleisches sei kein Werk Gottes, sondern
<ein Werk> böswilliger Engel, wie Manichäus und Priscillian sagten, der sei mit
dem Anathema belegt.
4. Konzil im Lateran, (12. ökum., 11.-30. Nov. 1215) Kap. 2, „De fide catholica“:
DS 800:
Das Konzil verabschiedete in drei feierlichen Sitzungen (11., 20., 30. Nov.)
Beschlüsse zur Wiedergewinnung des Heiligen Landes, für eine Reform der Kirche
und gegen die unten genannten Irrlehren.
Definition gegen die Albigenser und Katharer
Wir glauben fest und bekennen aufrichtig, daß nur einer der wahre, ewige,
unermeßliche und unveränderliche, unbegreifliche, allmächtige und unaussprechliche
Gott ist, der Vater, Sohn, und Heilige Geist: zwar drei Personen, aber eine
Wesenheit, Substanz oder gänzlich einfache Natur: der Vater <ist> von keinem, der
Sohn allein vom Vater und der Heilige Geist in gleicher Weise von beiden: ohne
Anfang, immerwährend und ohne Ende: der Vater zeugt, der Sohn wird geboren und
der Heilige Geist geht hervor: wesensgleich, gleichartig, gleich allmächtig und
gleich ewig: ein Anfang von allem: der Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren,
des Geistigen und des Körperlichen: er schuf in seiner allmächtigen Kraft vom
Anfang der Zeit an aus nichts zugleich beide Schöpfungen, die geistige und die
körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die menschliche,
die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht. Der Teufel nämlich und
die anderen Dämonen wurden zwar von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, sie
wurden aber selbst durch sich böse. Der Mensch aber sündigte aufgrund der
Eingebung
Diese heilige Dreifaltigkeit, dem gemeinsamen Wesen nach unteilbar und den
Eigentümlichkeiten der Personen nach unterschieden, hat zuerst durch Moses, die
heiligen Propheten und ihre anderen Knechte nach wohlgefügter Anordnung der
Zeiten dem Menschengeschlecht die Heilslehre mitgeteilt.
Konzil v. Florenz (1439 – 1445), „Decretum pro Jacobitis“: DS 1333 (aus: Bulle
über die Union mit den Kopten und Äthiopiern „Cantate Domino“, 4. Febr. 1442
(1441 nach florentinischer Zeitrechnung)
DS 1333:
Dekret für die Jakobiten
Sie glaubt ganz fest, bekennt und verkündet, daß der eine wahre Gott, der Vater
und der Sohn und der Heilige Geist, der Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren
ist; als er wollte, schuf er in seiner Güte alle Geschöpfe, sowohl die geistigen als
auch die leiblichen; <sie sind> zwar gut, weil sie vom höchsten Gut gemacht
wurden, aber veränderlich, weil sie aus nichts gemacht wurden; und sie erklärt, daß
es keine Natur des Bösen gibt, weil jede Natur, insoweit sie Natur ist, gut ist.
299 (5)
1. Vatikanisches Konzil (20. ökum., 8. Dez. 1869 - 20. Okt. 1870), 3. Sitzung,
24. April 1870: Dogmatische Konstitution „Dei Filius“ über den katholischen
Glauben, K. 1: DS 3002:
Kurz vor der Veröffentlichung des Syllabus im Dez. 1864 hatte Pius IX. mit
einigen Kardinälen über die Einberufung eines Konzils beraten, das den Irrtümern
der damaligen Zeit die katholische Lehre entgegenstellen sollte. Da die Mehrzahl
der Kardinäle diesem Plan zustimmte, verkündete ihn Pius IX. anläßlich des Festes
Peter und Paul 1867 den in Rom versammelten Bischöfen. Am 29. Juni 1868
veröffentlichte er die Einberufungsbulle „Aeterni Patris“. Die Eröffnung wurde auf
den 8. Dez. 1869 festgelegt.
Die Bedeutung dieses Konzils liegt in seinen dogmatischen Entscheidungen.
Vorbereitet wurden zwei Themenbereiche: die Erläuterung des katholischen
Glaubens gegenüber Irrtümern der Zeit und die Lehre über die Kirche Christi.
Aufgrund der politischen Ereignisse konnte nur ein Teil der Verhandlungspunkte
erledigt werden. Es wurden zwei Konstitutionen verabschiedet: „Dei Filius“ über
den katholischen Glauben und „Pastor aeternus“ über die Kirche Christi. Eine
weitere Konstitution über die Kirche konnte wegen Abbruchs des Konzils nicht
mehr verabschiedet werden. Nachdem der Papst durch die Besetzung Roms am 20.
Sept. seine weltliche Macht verloren hatte, vertagte er das Konzil mit der Bulle
„Postquam Dei munere“ vom 20. Okt. 1870 „sine die“ auf unbestimmte Zeit.
Der 18 Kapitel umfassende Entwurf „Apostolici muneris“, der den Konzilsvätern
unterbreitet worden war, wurde als zu weitläufig und zu schulmäßig verworfen.
Von Grund auf erneuert, wurde er in zwei Teilen am 1. und 11. März 1870
wiederum zur Diskussion vorgelegt. Man beschloß, die ersten vier Kapitel als eigene
Konstitution herauszugeben. Am 14. März wurde ein verbesserter Entwurf vorgelegt:
„Cum aeternus Dei Filius“. Nachdem die allgemeine (18.-22. März) und
danach die spezielle Diskussion abgeschlossen war, wurde ein definitiver Text
formuliert, der in der 3. Sitzung am 24. April feierlich verlesen und vom Papst
bestätigt wurde. Der zweite Teil des Entwurfs, am 11. März vorgelegt, handelte von
der Dreifaltigkeit, von der Erschaffung, der Erhebung, dem Fall und der Erlösung
des Menschen. Auf Drängen vieler Konzilsväter, möglichst bald die Lehre von der
Unfehlbarkeit des Papstes zu behandeln, wurde der zweite Teil vom Programm
abgesetzt und später nicht wiederaufgenommen, da das Konzil inzwischen vertagt
worden war.
DS 3002:
Der Akt der Schöpfung: seine Vollkommenheit, sein Zweck und seine Wirkung.
Dieser alleinige wahre Gott hat in seiner Güte und „allmächtigen Kraft“ - nicht
um seine Seligkeit zu vermehren, noch um <Vollkommenheit> zu erwerben,
sondern um seine Vollkommenheit zu offenbaren durch die Güter, die er den
Geschöpfen gewährt - aus völlig freiem Entschluß „vom Anfang der Zeit an aus
nichts zugleich beide Schöpfungen geschaffen, die geistige und die körperliche,
nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die menschliche, die
gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht“ [4. Konzil im Lateran: DS
800; im folgenden Kan. 2 und 5].
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